GLOTZEN UND FUTTERN:
EIN SERIEN-GUIDE FÜR DUNKLE TAGE



Ich weiß nicht, wie es euch gerade geht, ich könnte nur im Bett liegen, Serien glotzen und essen. Deshalb kommen hier ein paar meiner Lieblingsserien der letzten Monate und Rezepte, die zu ihnen passen. Vielleicht ist ja auch etwas für euch dabei…



„Call the Midwife – Der Ruf des Lebens” (Netflix)

Worum geht´s? Um eine Gruppe von Hebammen, die Ende der 50er-Jahre zusammen mit einer Gruppe von Nonnen im Nonnatus-Kloster lebt. Sie versorgen die schwangeren Frauen im Londoner East End und helfen ihnen bei ihren Geburten. Gut zu tun haben sie aber auch mit sich selbst.

Warum ich diese Serie so mag: Weil „Call the Midwife” die Wärmflasche unter den Serien ist. Die Geschichten sind mal brüllkomisch und mal todtraurig, machen einen aber immer weltversöhnter. Und weil man die Hebammen mit jeder Folge noch ein bisschen lieber mag. Chummy mit ihrem Riesenherz zum Beispiel. Und Schwester Evangelina mit ihrer Riesenklappe.

Dazu gibt´s: Etwas Wärmendes. Linsensuppe mit Zitrone.




„Happy Valley” (Netflix)

Worum geht´s? Um eine Kleinstadt-Polizistin aus West Yorkshire, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Mann wieder hinter Gitter zu bringen, den sie für den Selbstmord ihrer Tochter verantwortlich macht.

Warum ich diese Serie so mag: Weil sie den Menschen dieser Kleinstadt unter die Haut kriecht. Man beginnt, ihre Ängste zu verstehen, ihre Wut, ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Sehnsüchte. Und man kann nicht abschalten, obwohl „Happy Valley” düster und schonungslos ist. Und trotzdem berührt. Sehr sogar.

Dazu gibt´s: Nervennahrung. Nachos mit Hühnchen.



„Good Girls Revolt” (Amazon Prime)

Worum geht´s? Die Redaktion eines Nachrichtenmagazins Ende der 60er-Jahre. Die Frauen recherchieren, führen Interviews, schreiben Texte, die Männer veröffentlichen sie unter ihrem Namen. Arbeit gibt´s viel, Respekt gibt es keinen. Bis sich die Reporterinnen verbünden, um gegen das Magazin zu klagen.

Warum ich diese Serie so mag: Weil es toll ist, diesen Frauen beim Wachsen und Mutigwerden zuzusehen und dabei, wie sie für ihre Rechte kämpfen. Und weil die Geschichte auf den Memoiren von Lynn Povich basiert, die 1970 zusammen mit 45 anderen Journalistinnen das Magazin Newsweek verklagte, um für die Gleichstellung von Frauen in der Redaktion zu kämpfen. Mit Erfolg.

Dazu gibt´s: Powerfood: Spaghetti mit Avocado-Pesto. 



„The Affair” (Amazon Prime)

Worum geht´s? Um die Affäre von Alison, einer Kellnerin in Montauk, und Noah, einem Lehrer und Schriftsteller aus Brooklyn.

Warum ich diese Serie so mag: Weil sie so außergewöhnlich und gut gemacht ist, denn die Geschichte der beiden wird doppelt erzählt. Einmal aus der Perspektive von Noah, dann aus der von Alison. Manchmal stimmen beide Versionen überein, manchmal unterscheiden sie sich ein wenig oder sehr. Und erzählen so auch immer davon, wie unterschiedlich wir Beziehungen, Situationen und Menschen wahrnehmen und wie Erinnerungen von dem eingefärbt sind, was wir glauben (wollen).

Dazu gibt´s: Schokoladenkuchen.



„The Crown” (Netflix)

Worum geht´s? Um Elisabeth II. und wie es dazu kam, dass sie 1952 mit 26 Jahren den Thron bestieg. Von diesem Tag an zählt nur noch die Pflicht. Und die Krone.

Warum ich diese Serie so mag: Ehrlich gesagt war das hier eher Liebe auf den zweiten Blick. Die ersten drei Folgen haben mich überhaupt nicht gekriegt. Was ich gar nicht mehr verstehen kann, denn als ich letzte Woche noch einmal von vorne angefangen habe, fand ich „The Crown” sehr fesselnd und lehrreich (komisches Wort, trifft hier aber wirklich zu). Tolle Schauspieler, tolle Dialoge, tolle Ausstattung. Perfekt für einen regnerischen Sonntagnachmittag.

Dazu gibt´s: Tee, Scones und Gurkensandwiches.



„The Returned” (Netflix)

Worum geht´s? In eine französische Kleinstadt in den Bergen kehren Menschen zurück, die schon tot sind: ein Mädchen, das bei einem Busunfall ums Leben gekommen ist, ein junger Mann, der am Tag vor seiner Hochzeit überfahren worden ist, ein Junge, der 35 Jahre zuvor erschossen worden ist. Plötzlich sind sie wieder da. Versuchen, wieder in ihr altes Leben hineinzufinden, aber das Leben der Lebenden ist weitergegangen.  

Warum ich diese Serie so mag: Weil sie Fragen stellt, die sonst nie gestellt werden. Wie geht Weiterleben? Wie geht Überleben? Was sind die Lebenden den Toten schuldig? Und was die Toten den Lebenden?

Dazu gibt´s: Trostessen. Das Süßkartoffel-Curry von Yotam Ottolenghi.

Wovon kriegt ihr denn gerade nicht genug? Freu mich über eure Tipps.

Fotos: The Crown/Netflix, The Affair/Amazon Prime Video, Good Girls Revolt/Amazon Prime Video, Happy Valley/Ben Blackall, Netflix.

MACHERINNEN: DORINA HARTMANN
UND MAREN WILL VON MARA MEA IM GESPRÄCH


2016 kam ihre erste Kollektion auf den Markt, nur ein Jahr später verkaufen die beiden Mara Mea-Designerinnen Maren Will (28) und Dorina Hartmann (27) ihre Entwürfe unter anderem nach Frankreich, Finnland und Japan. Ihre Idee: Umstandsmode und Accessoires, die man auch vor und nach einer Schwangerschaft tragen kann. Ein Gespräch über das Finden von Marktlücken und das Glück, den eigenen Traum leben zu können.

Wie kam es zur Gründung eures Labels Mara Mea?

Dorina: Wir haben in Berlin zusammen an der Hochschule für Mode Esmod studiert. Maren hat sich auf Kindermode spezialisiert, ich mich auf Damenmode. Nach der Uni haben wir vier Jahre in verschiedenen Mode- und E-Commerce-Unternehmen gearbeitet. Irgendwann sagte Maren zu mir: „Die Einzige, mit der ich mir vorstellen könnte, etwas zusammen zu machen, bist du. Wollen wir ein Kinderlabel gründen?” Ich sagte: „Mit Kinderlabels habe ich eigentlich gar nichts am Hut.” Wir sind dann aber trotzdem zusammen zur Playtime-Messe nach Paris geflogen, um zu gucken, was es gibt. Da stellten wir fest, dass es zwar schon viele schöne Kinderlabels gibt, aber ganz, ganz wenig für eine Frau, die Mutter wird. Und was es gibt, ist sehr altbacken und im Design fast immer auf das Kind angepasst. Wir wollen die Frau in den Mittelpunkt stellen – für sie designen, nicht für das Baby.

Maren: Angefangen haben wir mit den Wickeltaschen, schlicht weil es da nichts Schönes gab. Später haben wir Mara Mea um Umstandsmode erweitert. Uns ist wichtig, dass man unsere Designs nicht nur in der Schwangerschaft tragen kann, sondern auch davor und danach. Alles, was wir uns ausdenken, soll für mehrere Phasen des Lebens passen. Offenbar funktioniert das: Wir haben auch Kunden, die keine Kinder haben. 

Wie schwer ist es, ein Label zu gründen und davon zu leben?

Maren: Am Anfang wussten wir erst einmal gar nicht, was auf uns zukommt. Wir standen mit unseren Sachen auf einer Messe und uns kannte kein Mensch. Weil wir Tag und Nacht gearbeitet hatten, um alles vorzubereiten und pünktlich in Paris zu sein, hatten wir keine Zeit, vorher Shops zu kontaktieren oder Akquise zu machen. Glücklicherweise konnten wir schon am ersten Tag Bestellungen schreiben. Vielleicht lag es auch daran, dass es im Wickeltaschen- und Umstandsmodenbereich wirklich wenig gibt. Da sticht man einfach heraus.  

Dorina: Wir sind anders. Es gibt keine Marke, der wir ähnlich sind, deshalb konnten wir schnell auffallen. Anfang Februar 2016 haben wir zum ersten Mal ausgeliefert und unseren Onlineshop gestartet. Dann ging es ganz schnell: Nach ein, zwei Tagen schrieben verschiedene Händler, dass die Wickeltaschen bereits verkauft seien. Zwei Wochen später waren wir ausverkauft. Eigentlich sollte der Bestand bis Ende August reichen. Wir haben uns dann entschieden, nachproduzieren zu lassen. Aber auch jetzt sind wir fast schon wieder ausverkauft...

Hat euch das überrascht?

Maren: Wir hatten nicht erwartet, dass sich das so rasant entwickelt. Wir verkaufen bereits in zwölf verschiedene Länder. Heute kam eine Anfrage aus Jordanien. Wenn uns Frauen mailen, wie zufrieden sie mit unseren Sachen sind, ist das die größte Motivation. 

Wie würdet ihr jemandem euer Label beschreiben, der es nicht kennt?

Dorina: Multifunktional, modern, langlebig und farbenfroh. 


Wie entwickelt ihr eure Produkte?

Dorina: Als Grundidee haben wir immer das Reisen. Ferne Kulturen, vermischt mit europäischer Geradlinigkeit. Das spiegelt sich auch in den Schnitten wieder. Alle Designs und Stickereien entwerfen wir selber. Produziert wird in vier verschiedenen Ländern in sechs verschiedenen Produktionsstätten, in Thailand, in Polen, in Portugal und in Indien – da lassen wir zum Beispiel die Stickereien machen. 

Maren: Wir haben uns dabei an Firmen orientiert, mit denen wir auch schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben und die wir auch vor Ort kennengelernt haben. Deswegen konnten wir auch so schnell starten. Im April haben wir Mara Mea gegründet, im Juli standen wir schon auf der Messe.

Wo soll es für euch in Zukunft hingehen?

Dorina: Ideen haben wir genug. Accessoires natürlich, vielleicht geht es auch in die Kinder-Richtung. Ich könnte mir auch vorstellen,  irgendwann Interior fürs Kinderzimmer zu machen. Man kann sich aber auch verlieren. Deswegen konzentrieren wir uns erst einmal darauf, ein Produkt gut zu machen, bevor wir tausend Sachen gleichzeitig anfangen. 

Was ist euer Bestseller?

Maren: Die Stardust- und New Moon-Wickeltasche. 

Was zeichnet diese Wickeltasche aus?

Dorina: Ihre Multifunktionalität. Es gibt vier Tragevarianten: als Shopper, an den Kinderwagen gehängt, als Rucksack, weil viele Frauen ihr Baby vorne tragen und gerne die Hände frei haben, und als Umhängetasche, denn die Rucksackträger kann man auch komplett abnehmen. Innen ist Platz für Flaschen und Cremes, es gibt ein Laptopfach und ein Feuchtfach, wenn mal etwas nass oder dreckig wird. Es gibt ein Fach für Windeln und Feuchttücher, ein kleines Fach für alles, wo man schnell dran muss, zum Beispiel das Handy, einen Ring für den Schlüssel und eine versteckte Außentasche, an die man schnell herankommt, ohne die ganze Tasche öffnen zu müssen. Nach der Wickelzeit kann man das ganze Innenleben komplett herausnehmen, dann bleiben nur das Laptop- und das kleine Fach übrig. Wobei ich das Innenleben auch im Alltag ohne Kind sehr praktisch finde, zum Beispiel zum Reisen. Die Tasche ist auch gewachst und wasserabweisend, man kann sie wirklich viele Jahre benutzen. 


Wie zeitaufwendig muss man sich eure Arbeit vorstellen?

Dorina: Momentan arbeiten wir sieben Tage die Woche, 16 Stunden am Tag. Das ist schon heftig, aber einfach der Preis, den man zahlt. 

Maren: Momentan bezahlen wir ihn noch gerne, weil wir es so genießen, für unser eigenes Label zu arbeiten. 

Dorina: Und wenn es zu viel wird, bekommt man Feedback von einem Kunden oder Händler, und schon ist die Welt wieder gut. 

Wie funktioniert es, so eng zu zweit zusammenzuarbeiten?

Dorina: Auf jeden Fall viel einfacher, als das alles alleine zu machen. Wir sind echt ein gutes Team und haben uns gut aufeinander eingespielt. Wir kennen die Schwächen des anderen und akzeptieren sie, das hilft.

Maren: Wir sind vom Typ her auch beide eher unkompliziert. Und sehr direkt. Bis jetzt haben wir noch nie so richtig krass gestritten, was erstaunlich ist. Und wenn es Unstimmigkeiten gibt, halten die nicht lange an, weil keiner von uns nachtragend ist. Wir sprechen die Dinge an und aus, raunzen uns auch mal an. Dann ist die Sache aber auch wieder gegessen. Es ist wichtig, dass man die Größe hat, sich entschuldigen zu können. Und die Größe, eine Entschuldigung annehmen zu können.

Dorina: Wir hocken so viele Stunden aufeinander, mehr als Maren mit ihrem Freund – das ist fast wie in einer Ehe. Die letzte SMS schicken wir uns nachts um zwei, die erste um sieben Uhr morgens. Da ist es gut, wenn man dem anderen auch sagen kann, was einen manchmal nervt. 

Maren: Natürlich hilft es auch, dass wir eine ähnliche Arbeitseinstellung haben. Wir denken oft erschreckend gleich. Beim Italiener bestellen wir manchmal in derselben Sekunde exakt das gleiche. Das ist hin und wieder fast gruselig, hat aber den Vorteil, dass wir uns beim Design schnell einig werden. 

Was habt ihr in den letzten Monaten über euch und das Gründen gelernt?

Dorina: Eine ganze Menge. Was uns spontan in den Kopf kommt: Einen kühlen Kopf zu bewahren, mittlerweile über DHL lachen zu können, wenn man fünfmal den gleichen Fall schildert und immer eine andere Auskunft bekommt, scheinbar unlösbare Herausforderungen anzunehmen und erfolgreich zu meistern, viel Ware auf kleinstem Raum unterzubringen und: Handwerker-Skills.

Die Website von Mara Mea findet ihr hier. Die Kosmetiktasche Street Life gibt es hier. Die Wickeltasche Stardust hier. Die Windeltasche Berber Love hier. Und einen Blick in die neue Sommerkollektion hier.

Alle Fotos: Mara Mea.
SaveSaveSaveSaveSaveSaveSaveSave

IM LA LA LAND



Mädchen lernt Jungen kennen. Mädchen und Junge verlieben sich, lieben einander wie verrückt, dann kommen ihnen ihre Träume dazwischen. Der Junge ist Jazz-Pianist und will seinen eigenen Jazz-Club aufmachen. Das Mädchen ist Schauspielerin und will endlich richtig spielen dürfen, statt auch beim 103. Casting unterbrochen zu werden, weil eine andere hübscher ist oder der Mensch auf der anderen Seite des Tisches gerade Hunger auf ein Sandwich hat. Beide bekommen ihre Chance, was allerdings zu Verwicklungen und Fragen führt: Was ist wichtiger – die große Liebe oder sich selbst zu verwirklichen? Wieso soll eigentlich nicht beides gehen? Und wieviel Kompromisse vertragen die Liebe, ein Leben als Künstler und die eigene Vorstellung vom richtigen Leben? Nein, das ist trotzdem kein schwerer Film. La La Land tanzt. Verrückt, wenn einem zwischendurch auffällt, wovon er erzählt. Und wie nah einem die Fragen kommen, die er stellt, sobald man anfängt, über sie nachzudenken. So nah, dass man heult, noch während man lacht. Weil dieser Film mitten im Fröhlichsein unendlich traurig ist und seine Traurigkeit so unwiderstehlich schön. Weil er voll von Sonnenuntergängen und Stepptänzen und Leuchtsternen ist. Weil er einen summen lässt, noch am nächsten Morgen. Weil er die Liebe so liebt. Weil er es einem nicht schwer macht und sich selbst nicht leicht. Weil er glitzert. Weil er sich verhakt, irgendwo tief drinnen, an einem Ort, von dem man bis eben nicht mal wusste, dass es ihn gibt. 

FÜNF LIEBLINGSLIPPENSTIFTE (UND WARUM ICH SIE SO MAG)


Ein Lippenstift in Pink-Koralle, der „Bam!” macht und schamlos leuchtet. Er ist ein bisschen lauter und verspielter als ich und es ist ein Supergefühl, mit diesem Teil Brötchen kaufen zu gehen. Gut ist er auch zu meinen Lippen, was vermutlich daran liegt, dass die Produkte von Treat Collection natürliche Zutaten wie Lanolin, Rizinussamen- und Jojobaöl enthalten.

Wer sagte nochmal, dass man mit nichts so schnell gut angezogen ist wie mit einem Lippenstift? Es ist so wahr. Diesen Lippenstift trage ich an Tagen, an denen ich keine Zeit habe, mich ausführlich zu schminken oder mir groß zu überlegen, was ich anziehe. Ein sattes, kühles Rot, das nicht laut schreit, aber auch nicht flüstert. Die Textur ist nicht sehr deckend, sondern eher wie ein Lipbalm, deshalb lässt er sich schnell und unkompliziert auftragen.

Mein Lippenstift für all diese Tage. All diese Tage, an denen ich so aussehe, wie ich mich fühle, all diese Tage, an denen aber mal so gar nichts funzt, all diese Tage, an denen ich durchhänge, müde, muffig bin. Die Farbe ist ein Sommerferien-Orange-Rot, das aber auch gut gegen Winterblässe hilft. Man kann ihn zart auftragen oder knallig. Funktioniert bei mir wie „Je veux” von Zaz.

Eine Lippenstiftfarbe, auf die ich nie selbst gekommen wäre und die ich nur gefunden habe, weil Estée Lalonde sie vor Ewigkeiten in einem ihrer Videos empfohlen hat. Ich bin sehr anfällig für die Empfehlungen von Frauen, die ich hinreißend finde, und in diesem Fall habe ich den Kauf nicht eine Sekunde bereut. Mit diesem Rosérot sehe ich frischer und wacher aus und für einen Lippenstift, mit dem ich mir acht Stunden Schlaf ins Gesicht malen kann, bin ich gerade wirklich dankbar.

Dieser Gloss ist natürlich kein Lippenstift, darf hier aber trotzdem nicht fehlen, weil er das Ringelshirt unter meinen Lippenrots ist. Ich trage ihn andauernd, kriege nie genug von ihm und fühle mich immer gut mit ihm. Er gibt nur einen Hauch von Rot und einen zarten Schimmer, er klebt kein bisschen und spendet nebenbei noch Feuchtigkeit. Große Liebe.


Was sind denn eure Lieblingslippenstifte?

JA / 1 (EIN PAAR DINGE, DIE MEIN LEBEN SCHÖNER MACHEN)



Ein noch ganz leeres Notizbuch.

Ihr gleich-gibt´s-Milch-Glucksen.

Neujahrsburger.

„Guck mal, Mama, wir schwestern.”

Diese beiden Gedanken aus dem Interview von Cathy Horyn mit Raf Simons: „When you do six shows a year, there´s not enough time for the whole process,” he explains.  „Technically, yes – the people who make the samples, do the stitching, they can do it. But you have no incubation time for ideas, and incubation time is very important. When you try an idea, you look at it and think, Hmmm, let´s put it away for a week and think about it later. But that´s never possible when you have only one team working on all the collections.Und: „Everything is so easily accessible, and because of that you don´t make a lot of effort anymore. When we were young, you had to make up your mind to investigate something – because it took time. You really had to search and dig deep. Now if something interests you, one second later, you can have it. And also one second later you also can drop it.

Weihnachtsgeschenke im Januar.


Dunkle Schokolade mit Salz.

Und plötzlich schneit es.

Der zweite Satz im neuen Buch von Jonathan Safran Foer: „Er hatte in einer Wohnung gelebt, in der die Bücher bis zur Decke reichten und die Teppiche so dick waren, dass Würfel darin verschwanden; danach in einer Anderthalb-Zimmer-Wohnung mit Lehmboden; im Wald unter gleichgültigen Sternen; unter den Fußbodendielen eines Christen, dessen Rechtschaffenheit eine halbe Welt und ein Dreivierteljahrhundert später durch das Setzen eines Baumes gewürdigt wurde; in einem Loch, und das so viele Tage, dass er die Knie nie wieder ganz durchdrücken konnte; unter Roma und Partisanen und halbwegs anständigen Polen; in Übergangs-, Flüchtlings- und Vertriebenenlagern; auf einem Schiff mit einer Flasche, in die ein schlafloser Agnostiker ein Schiffchen gezaubert hatte; auf der anderen Seite eines Ozeans, den er nie ganz überqueren sollte; über einem halben Dutzend Lebensmittelläden, die er im Schweiße seines Angesichts aus dem Boden gestampft hatte, um sie dann mit geringem Gewinn zu verkaufen; mit einer Frau, die die Schlösser so oft überprüfte, bis diese kaputtgingen, und die mit zweiundvierzig an Altersschwäche starb, ohne ein Wort des Lobes, dafür aber mit den sich unaufhörlich teilenden Zellen ihrer ermordeten Mutter im Gehirn; und schließlich, während des letzten Vierteljahrhunderts, in einer schneekugelstillen Hochparterrewohnung in Silver Springs: Auf dem Kaffeetisch vergilbten zehn Pfund Roman Vishniac; im letzten noch funktionierenden Videorekorder der Welt entmagnetisierte sich Feinde – Die Geschichte einer Liebe; in einem Kühlschrank, mumifiziert durch die Fotos großartiger, genialer, tumorfreier Urenkel, mutierte Eiersalat zu Vogelgrippe.”



Dieses Weblog.

Patti Smith, ihr Auftritt, ihre Worte danach: „When my husband, Fred, died, my father told me that time does not heal all wounds but gives us the tools to endure them. I have found this to be true in the greatest and smallest of matters. Looking to the future, I am certain that the hard rain will not cease falling, and that we will all need to be vigilant. The year is coming to an end; on December 30th, I will perform “Horses” with my band, and my son and daughter, in the city where I was born. And all the things I have seen and experienced and remember will be within me, and the remorse I had felt so heavily will joyfully meld with all other moments. Seventy years of moments, seventy years of being human.”

SaveSave

ANFÄNGE UND APFEL-ZIMT-STREUSELKUCHEN




Gestern Nacht, als ich nicht wieder einschlafen konnte, nachdem sie aufgewacht war, habe ich im Netz herumgelesen. Die meiste Zeit ging es darum, wie man es schafft, 2017 endlich effektiver zu werden. Effektiv abzunehmen, zu arbeiten, aufzuräumen. Ich las das alles und fragte mich, was eigentlich mein Plan für dieses Jahr ist. Was die Dinge sind, die meinem Leben gut tun würden, und natürlich gäbe es darin so einiges zu schaffen, lassen, straffen. Aber in Wahrheit will ich dieses Jahr eigentlich nur eines: wieder neugieriger auf mich selbst sein. Und zwar vollkommen ineffektiv. Mehr schreiben. Ohne Auftrag, ohne Formatierung, für mich, in dieses Weblog und gucken, wohin mich das bringt. Ausprobieren, was da an Ideen in mir herumpuckert und dabei oft um Rat und Expertise bitten (weil es bescheuert ist, das aus Verlegenheit nicht zu tun oder weil ich davon überzeugt bin, dass ich das sowieso nicht kann, ohne es überhaupt ausprobiert zu haben). Mehr Musik hören, vor allem solche, die ich nicht kenne. Meinen Albernheiten folgen, meiner Sehnsucht, meinem Bauch. Der wollte heute Apfelkuchen, einen, der mir im Kopf herumlungert, seit ich ihn in „Eat in My Kitchen” gesehen habe –  einem ganz wunderbaren Kochbuch, das ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe (vielleicht kennt ihr schon das ebenso wunderbare Weblog von Meike Peters). Ganz unten: ein wahnsinnig buttriger Teig, in der Mitte: saftige, leicht säuerliche Äpfel, oben: Unmengen von Zimt-Streuseln, die im Mund krachen. Dazu, und das steht nicht im Rezept: sehr viel Schlagsahne. Ein guter Anfang.




APFEL-ZIMT-STREUSELKUCHEN 
(nach einem Rezept von Meike Peters aus „Eat in My Kitchen”

Zutaten für den Teig
* 125 g weiche Butter
* 125 g Zucker
* 1/4 Vanilleschote, ausgekratzt
* 3 Eier
* 250 g Mehl
* 2 TL Backpulver
* 1 Prise feines Meersalz

Zutaten für die Obstfüllung
* 5 große saure Äpfel (ich nehme Boskop), geschält, halbiert und entkernt, die äußere Seite der Apfelhälften 5 Mal der Länge nach eingeritzt

Zutaten für die Streusel
* 200 g Mehl, nach Bedarf mehr
* 125 g Zucker
* 1/4 Vanilleschote, ausgekratzt
* 2 TL Zimt
* 125 g Butter, geschmolzen, nach Bedarf mehr

Zutaten für das Topping
* 2 TL Zucker
* 1/8 TL gemahlener Zimt

1) Den Ofen auf 180°C Umluft vorheizen.
2) Eine Springform (Durchmesser: 25cm) buttern.
3) Für den Teig die Butter, den Zucker und die Vanille in einer großen Schüssel mit einem Mixer cremig schlagen. Nacheinander die Eier dazugeben, dazwischen immer gut verrühren, dann etwa 2-3 Minuten cremig schlagen.
4) Das Mehl mit dem Backpulver und Salz vermischen. Zur Buttermischung geben und mit dem Mixer gut verrühren. Den Teig in die gebutterte Form geben, die Äpfel (mit der eingeritzten Seite nach oben) darauf verteilen und sanft in den Teig drücken.
5) Für die Streusel das Mehl, den Zucker, die Vanille und den Zimt in einer großen Schüssel vermischen. Die geschmolzene Butter dazugeben und mit den Knethaken eines Mixers rühren, bis sich erste Streusel bilden. Falls sie zu feucht oder klebrig sind, mehr Mehl nachgeben. Sind sie zu fein oder formen keine größeren Streusel, mehr geschmolzene Butter angießen. Sofort über den Äpfeln verteilen, mit den Fingern größere Streusel zerkrümeln.
6) Für das Topping den Zucker mit dem Zimt vermischen und über den Streuseln verteilen. Etwa 50-60 Minuten golden backen. Der Kuchen ist fertig, wenn ein Metall- oder Holzstäbchen, das man in die Mitte piekst, fast sauber bleibt. Den Kuchen mindestens 15 Minuten abkühlen lassen, bevor er aus der Form genommen wird.

Die Äpfel lassen sich auch durch 1 Kilo entsteinte, halbierte Pflaumen ersetzen. Oder durch 800 g geputzten, in 4 cm lange Stücke geschnittenen Rhabarber.

Meike Peters: „Eat in My Kitchen: Kochen, backen, essen und genießen”, Prestel, 256 Seiten, 29,95 Euro. Hier ist eine Review in der New York Times.


« »

Slomo All rights reserved © Blog Milk Powered by Blogger